Geheimniskrämerei rund um das Neuhegi Center

Kleinere und dafür mehr Läden: Eine Immobilienfirma wirbt in Inseraten um neue Mieter für das Neuhegi Center, über den geplanten Umbau will sie aber keine Auskunft geben.

Text: Nina Thöny, Foto: Marc Dahinden

Keine Turnschuhe, Finken und Pumps mehr. Dosenbach ist per Ende März aus dem Neuhegi Center in der Nähe des Bahnhofs Hegi ausgezogen, wie eine Mediensprecherin auf Anfrage bestätigt. Im Erdgeschoss des Einkaufszentrums links vom Eingang, wo das Schuhgeschäft eingemietet war, klafft jetzt Leere. Im hinteren Teil versperrt ein rotes Rollo die Sicht auf eine grosse Parzelle, in der bis vor circa drei Jahren Media Markt sein Waren verkaufte.

Am letzten Mittwochabend im März schreiten Kundinnen und Kunden zügig zum Denner und der kleinen Postfiliale im Erdgeschoss oder fahren mit der Rolltreppe zur Migros hoch. Im Hintergrund läuft anders als in vielen Einkaufszentren keine Musik. Auch sonst wirkt das Center eher karg.

Das soll sich nun ändern, wie drei Inserate auf der Website der Beseder Immobilien GmbH zeigen. Demnach sind im Neuhegi Center künftig Ladenflächen zwischen 130 und 1500 Quadratmeter zu mieten. Die Immobilienfirma aus Zürich ist zuständig für die Vermietung. Sie nahm anfangs gegenüber dem «Landboten» Stellung, erklärte dann aber später, dass die Eigentümerschaft in Absprache mit der Bewirtschaftung keine Berichterstattung wünsche. Eine Anfrage beim Grundbuchamt ergibt, dass das Grundstück der Loreda Real Estate GmbH gehört, einer Firma des Schweizer Milliardärs Hansjörg Wyss. Gemäss Recherchen dieser Zeitung wird das Einkaufszentrum tatsächlich umgebaut.

Die Atmosphäre ist entscheidend

Grundrisspläne in den Inseraten lassen darauf schliessen, was vorgesehen ist: Im Erdgeschoss sind neue Wände eingezeichnet, welche die ehemaligen Flächen von Media Markt und Dosenbach in acht kleinere Parzellen trennen. Eine neue Treppe führt ins Obergeschoss direkt in ein grosses Ladenlokal mit über 1400 Quadratmetern Fläche. Visualisierungen zeigen ein modernes Einkaufszentrum mit Holzelementen an den Wänden und Sofas und Sesseln in der Mitte, von der Decke hängen kunstvolle Leuchten. «Das Zentrum soll ein Ort der Begegnung, des Aufenthaltes und des Einkaufs sein», schreibt die Firma in den Inseraten.

Gibt es unter den Einkaufszentren allgemein den Trend hin zu kleineren Ladenflächen? Detailhandelsexpertin Sandra Wöhlert vom Marktforschungsinstitut GFK kann grundsätzlich aktuell noch keinen solchen feststellen. Im Bereich des Lebensmittelhandels jedoch seien kleinere Konzepte erfolgreich. Und es seien alle Anbieter gefordert, ihre Investitionen in lokale Geschäfte und in den Onlinehandel zu überdenken und die richtige Balance zu finden. Das könne zu einer Verkleinerung der Ladenflächen führen.

Shoppingcenter kämpften generell seit Jahren mit Umsatzrückgängen und müssten sich deshalb neu ausrichten. «Es wurden in der Vergangenheit immer mehr Flächen geschaffen und viele neue Center gebaut», sagt Wöhlert. Heute würden viele Betreiber eher in ihr bestehendes Shoppingcenter investieren und überlegen, wie sie es attraktiver machen können. Es gebe nicht das eine Erfolgsmodell, ein starker Ankermieter könne überzeugen, ein vielfältiges Sortiment mit verschiedenen Anbietern, Gastronomie, aber auch Basics wie Parkplätze oder Verweilzonen. Sie sagt:

«Es geht darum, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.»

Sandra Wöhlert, Detailhandelsexpertin

Auch beim Lokwerk und beim Kesselhaus wird gebaut

Auch in anderen Einkaufszentren in Winterthur wird gebaut. Der Immobilienfonds der Credit Suisse stockt das Einkaufszentrum Lokwerk an der Zürcherstrasse um drei Geschosse auf, 60 neue Wohnungen sollen dort entstehen. Baubeginn ist laut einer Sprecherin der Bank voraussichtlich im Herbst. Der Bezug der Wohnungen sei für das Frühjahr 2023 geplant. Das Bundesgericht hat im letzten Jahr grünes Licht für diesen Ausbau gegeben und damit einen Streit mit Anwohnern beendet.

Auch im Kesselhaus beim Hauptbahnhof kommt es zu Änderungen. Schon seit Anfang Jahr ist klar, dass die Gastrofirma Two Spice AG unter dem Namen Nooba panasiatische Küche anbieten will und damit ein drittes Restaurant im Kesselhaus einrichtet, neben dem Boilerroom und dem Sushi-Lokal Yoojis. Nun wird auch klar, wer die geplanten Bowlingbahnen im Untergeschoss betreiben wird: Es handelt sich um die blue Entertainment AG, die bereits das Kino im Obergeschoss betreibt. Im Erdgeschoss wird zudem ein Fitnesszentrum einziehen, der Mieter will gemäss Center-Managerin Sara Skumpija von der Centerio AG seinen Namen aber noch nicht bekannt geben. Wann der Umbau im Kesselhaus fertig wird, hänge von der Ausbaugeschwindigkeit der Mieter und der Komplexität des Mieterausbaus ab.


*Dieser Artikel wurde am 9. April 2021 auf www.landbote.ch publiziert.

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