Rolf Zehnder, Direktor des Kantonsspitals Winterthur (KSW), spricht sich öffentlich für ein Nein zur Pflegeinitiative aus. Das sei kein Widerspruch zum Button-Verbot für Mitarbeitende, heisst es beim KSW.
Text: Nina Thöny
Mitarbeitende des Kantonsspitals Winterthur (KSW) dürfen bei der Arbeit keine Buttons mit Ja-Parole zur Pflegeinitiative oder anderen politischen Botschaften tragen. Daran erinnerte das Spital seine Belegschaft kürzlich in einer Mail. Mehrere Pflegerinnen reagierten verärgert.
Nun sorgt KSW-Direktor Rolf Zehnder erneut für Frust beim Personal. Grund ist sein Testimonial auf der Website der Allianz «Nein zur Pflegeinitiative» und in den sozialen Medien. «Pflegende jetzt stärken: Mit dem Gegenvorschlag sofort mehr in die Ausbildung investieren.»
Eine Mitarbeiterin schreibt dieser Zeitung, das Inserat von Zehnder frustriere sie. Sie habe sich an die Vorgaben gehalten und ihren Button entfernt. Sie schreibt:
«Ich bin schwer enttäuscht und wütend.»
Mitarbeiterin des KSW
Anscheinend würden am KSW je nach Hierarchiestufe und Berufsgruppe «unterschiedliche Auslegungen der eigens aufgestellten Regeln» gelten. Weitere Angestellte zeigen sich in E-Mails ebenfalls «verärgert und enttäuscht».
Auch von SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer kommt Kritik. Sie moniert in einem Facebook-Beitrag, dass es Mitarbeitenden des KSW verboten werde, sich mit einem Button für ein Ja zur Initiative zu äussern, «während der Spitaldirektor öffentlich für ein Nein einsteht».
Engagement ausserhalb des Spitals möglich
KSW-Sprecherin Meret von Arx schreibt auf Anfrage, Rolf Zehnder habe sich als Vizepräsident des nationalen Spitalverbandes H+ zur Initiative geäussert, unabhängig von seiner Funktion als Spitaldirektor des KSW. Was so nicht ganz stimmt. Unter seinem Zitat wird Zehnder als Direktor Kantonsspital Winterthur und Vizepräsident des Spitalverbands H+ bezeichnet.
Weiter weist von Arx darauf hin, dass alle Mitarbeitenden ihre persönliche Meinung zu politischen Vorlagen haben könnten und diese auch äussern dürften. Im privaten Kreis oder gegenüber Arbeitskolleginnen und -kollegen. Sie schreibt:
«Patienten und Patientinnen sollen aber während des gesamten Behandlungsprozesses religiös, ideologisch und politisch nicht beeinflusst werden.»
Meret von Arx, KSW-Sprecherin
Das Tragen von Buttons mit politischen Botschaften bei der Arbeit entspreche nicht dem Selbstverständnis des KSW.
Das KSW hat keine eigene Parole gefasst. Es verweist auf die Haltung des Kantons, des Zürcher Spitalverbandes VZK sowie des nationalen Spitalverbandes H+.
*Dieser Artikel wurde am 25. November 2021 auf www.landbote.ch publiziert.